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Im Interview

Stilberaterin Carola Nahnsen erklärt, warum Mode ein echter Moodbooster ist

Carola Nahnsen ist Modekennerin und Stilexpertin. Vor knapp zehn Jahren hat sie ihre Stilberatung ‚Image & Outfit‘ in Steinfurt eröffnet und berät seitdem erfolgreich (prominente) Frauen und Männer zu neuen Farben und Mustern oder verhilft zu einem gänzlich neuen Wohlfühl-Look für Business und Freizeit. Während der Corona-Pandemie hat die Norddeutsche ihr erstes Buch geschrieben: Ein Hybrid aus Sachbuch und Biografie unter dem Titel ‚Lass‘ dich sehen – warum dein Kleiderschrank dich glücklich machen darf!‘.

Der Stilberaterin und jungen Mutter ist es ein großes Anliegen, Frauen in ihre Sichtbarkeit zu bringen – und als Fashion-Frau weiß sie, dass ein guter Look auf diesem Weg essentiell ist. Leider blockieren hier oft falsche Bescheidenheit, Schüchternheit und ja, sogar der eigene Kleiderschrank. Wie Frau sich selbstsicherer fühlen kann und wie der Blick und der Griff in den Kleiderschrank Freude machen, erfahren die Leserinnen ihres Buches. Im Interview erklärt die Autorin, was eine gute Stilberaterin auszeichnet, welche modischen Basics jede Frau braucht und warum ein schickes Outfit in Krisenzeiten ein Must-have ist.

Frau Nahnsen, als Modeexpertin und Stilberaterin mit zehn Jahren Berufserfahrung haben Sie schon vielen Frauen in textiler Not geholfen. Wie wird man eigentlich Stilberaterin?

Carola Nahnsen: „Meine Mutter ist Schneiderin. Mir wurde die Liebe zur Mode in die Wiege gelegt. Ich glaube, diese Leidenschaft ist eine der wichtigsten Eigenschaften für Erfolg in diesem Beruf. Denn Stilberaterin kann man nicht studieren. Ich habe mich in den Bereichen „Moderne Farb- und Stilberatung, Image- und Outfitberatung sowie als Visagistin weitergebildet. Zudem habe ich über vier Jahre verschiedene Ausbildungen im Bereich Persönlichkeitsentwicklung absolviert. Das hilft mir, meine Kundinnen besser zu verstehen und auch begleiten zu können. Denn hinter den scheinbar oberflächlichen Themen Kleidung und Stil steckt meist ein tieferliegendes Bedürfnis.“

 

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Welche persönlichen Charaktereigenschaften sind für den Beruf wichtig?

Carola Nahnsen: „Empathie, ein offenes Wesen und keine Scheu vor Menschen. Schnell Vertrauen aufbauen zu können, ist sehr wichtig.“

Wo und wie inspirieren Sie sich zu aktuellen Modethemen?

Carola Nahnsen: „Ich bin sehr aktiv auf Instagram, dort hole ich mir Inspirationen. Zudem liebe ich es, in Cafés zu sitzen und mir die Looks der Passanten anzuschauen. Das finde ich besonders in großen Metropolen wie New York, London, Berlin oder Amsterdam spannend. In den Großstädten kann sich jede(r) modisch ausleben, ohne schief angeschaut zu werden.“

Haben Sie Stilvorbilder und wenn ja, welche?

Carola Nahnsen: „Sarah Jessica Parker und Iris Apfel. Sie tragen beide auffällige Looks und sind für mich absolute Stilikonen.“

 

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Sie haben einen Ratgeber mit dem Titel „Lass‘ dich sehen – warum dein Kleiderschrank dich glücklich machen darf“ geschrieben: Was unterscheidet einen „guten“ Kleiderschrank von einem „schlechten“?

Carola Nahnsen: „Mein Motto ist: Ein guter Kleiderschrank ist wie eine gute Freundin. Er ist immer für mich da und unterstützt mich. Aus meiner Sicht sollte nur Mode darin hängen oder liegen, die auch zur aktuellen Konfektionsgröße und den Lebensumständen passt. Ich bin überzeugt davon, dass alle Dinge eine Emotion auslösen oder die Gefühlslage positiv oder negativ beeinflussen können. Wenn ich also einen Schrank voll Mode habe, die mir gerade nicht passt, oder z. B. als junge Mutter noch die Office-Outfits dort hängen habe, dann ist das unpraktisch und kann morgens schon frustrierend sein.“

Was empfehlen Sie?

Carola Nahnsen: „Loslassen! Von den „Ziel- und Hoffnungshosen“. Bei mir waren es nach der Fehlgeburt vor einigen Jahren Schwangerschaftsoberteile, die mich runtergezogen haben. Irgendwann hatte ich auch die Kraft, diese Stücke wegzulegen, das war eine Befreiung. Jede Frau hat ‚Trigger‘ im Schrank und diese gilt es zu entschärfen. Die Belohnung ist dann der Kleiderschrank, der uns Freude macht und in dem wir Outfits finden, die uns und zu uns passen. Die unsere Vorzüge betonen und vielleicht vermeintliche „Makel“ kaschieren, so dass wir uns in jedem Look selbstsicher und wohl fühlen.“

Wie kann Frau ihren Kleiderschrank mit wenigen Griffen und minimalem Zeitaufwand schon heute optimieren?

Carola Nahnsen: „Dann geht’s zum „Date mit dem Kleiderschrank“. Diesem Thema widme ich ein ganzes Kapitel in meinem Buch. Für alle, die mehr Zeit investieren möchten, gibt es auch eine 21-Tage-Challenge, um den Kleiderschrank zu optimieren. Wem das zu viel ist, der sollte allerdings zwei Mal im Jahr aussortieren und sich von textilem Ballast befreien. Um sich für das Date in Stimmung zu bringen, sind eine Power-Playlist, ein Glas mit dem Lieblingsgetränk und ein paar Snacks eine gute Idee.“

Sie haben Kundinnen, die Sie für klassische Typberatungen buchen, aber auch für das gemeinsame Einkaufen. Mit welchen Problemen und Wünschen kommen die Frauen zu Ihnen?

Carola Nahnsen: „90 Prozent meiner Kundinnen möchten sich wohler und sicherer in ihren Outfits fühlen. Es reicht oft schon, wenn ich ihnen bestätige, dass sie viele Dinge schon richtig gut machen. Meistens hat sich viel Bequemlichkeit in Form von alten Jeans, Sneakern und Strickjacken eingeschlichen. Diese Looks sehen oftmals nicht nur langweilig aus, sie fühlen sich auch für die Frauen so an. Viele wissen aber oft nicht, wie man Kleidungsstücke abwechslungsreich kombinieren kann.“

Was sind die Must-have-Basics, die jede Frau – unabhängig von Alter und Konfektionsgröße – im Kleiderschrank haben sollte?

Carola Nahnsen: „Ein Blazer, ein T-Shirt oder eine Bluse, eine Jeans und Sneaker. Wobei die passenden Farben und Schnitte ganz auf die Frau und deren Persönlichkeit abgestimmt sein sollten. Für alle Teile gilt: Lieber wenige Stücke kaufen, aber dafür eine gute Qualität.“

Wie sieht’s bei den kostspieligen Designerstücken aus: Die Handtasche von Chanel, das Tuch von Hèrmes, die High Heels von Jimmy Choo – welche Investition lohnt sich?

Carola Nahnsen: „Da kann ich etwas Persönliches erzählen: Ich habe mir im letzten Jahr eine ‚Datejust‘-Uhr von Rolex gekauft. Dafür habe ich extra ein Sparkonto eingerichtet und mehrere Jahre monatlich einen festen Betrag als Dauerauftrag eingezahlt. Das hat wunderbar geklappt. Die Investition lohnt sich für mich, da ich das gute Stück jeden Tag trage und mir, so ist der Plan, keine weitere Uhr mehr zulegen werde. Zudem wertet das Schmuckstück jedes Outfit auf. Ich hatte die Uhr übrigens auch auf meinem Visionboard. Das war zu einer Zeit, als ich weit davon entfernt war, mir diesen Traum zu erfüllen.“

 

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Wir starten nun in den Frühling: Was ist modisch gerade angesagt ?

Carola Nahnsen: „Im Segment der Hosen ändert sich gerade sehr viel. Die schmale Skinny verabschiedet sich langsam und macht Platz für die Wide Leg. Außerdem: Knallfarben halten Einzug in die Mode. Wer es dezenter mag, Pastelltöne. Hauptsache Farbe!“

Viele Frauen haben einen arbeitsintensiven Alltag, fühlen sich oftmals gestresst, Me-Time steht meist als letzter Punkt auf der To-do-Liste. Auch die aktuelle weltpolitische Lage geht an die Nerven. Haben Sie einen Tipp, wie die Mode uns frischer, positiver und fröhlicher wirken lässt als wir uns wahrscheinlich fühlen?

Carola Nahnsen: „Während der Pandemie hat mich ein Spruch begleitet, der es ziemlich gut trifft: „Je schlechter es dir geht, desto besser ziehe dich an“. Das könnte man in dieser Saison etwas umformulieren in: „Je gestresster du bist, desto bunter zieh‘ dich an“. Das sogenannte „Dopamin Dressing“ hebt nachweislich die Stimmung und schüttet Glückshormone aus. Gerade jetzt ist es wichtig, gut auf sich zu achten und mit dieser Methode sorgt jeder Blick in den Spiegel für ein Lächeln. Außerdem stecken diese Looks auch unser Umfeld an – sei es in der Bahn oder im Meeting. So machen wir nicht nur uns, sondern auch anderen eine Freude. Sharing is caring!“

Damit sind wir bei der Kernbotschaft Ihres Buches: „Lass dich sehen“ – Sie plädieren für mehr Mut und meinen damit nicht nur die Mode mit auffälligen Accessoires, einem Blazer in Neonfarben oder einem roten Lippenstift. Wie können Frauen selbstsicherer werden und sich freier von den oftmals verunsichernden Urteilen und Bewertungen anderer machen?

Carola Nahnsen: „Für jede Frau bedeutet der Schritt aus der „Styling-Komfortzone“ etwas anderes. Ich rate dazu, eine Veränderung des Outfits oder Make-ups erst einmal in einer vertrauten Umgebung zu tragen. Das kann der Cafébesuch mit der besten Freundin sein oder auch einfach nur für uns zu Hause – ganz alleine. Dann ist der erste Schritt schon einmal getan. Wenn wir uns dann sicherer mit der Veränderung fühlen, können wir es z. B. im Büro testen. Aber aufgepasst: Bitte nur einen Tipp oder einen Rat von Menschen annehmen, die ein gutes Gespür für Farben, Schnitte und Muster haben.“

Was meinen Sie genau damit?

Carola Nahnsen: „Nun ja: Bekomme ich einen schiefen Blick von meiner Kollegin, die nichts mit Mode am Hut hat, sollte ich lernen, darüber hinwegzusehen. Dieser Blick hat immer mehr mit der Person selbst zu tun und nicht mit mir. Vielleicht würde sie sich auch modisch etwas mehr trauen… Iris Apfel sagt übrigens: ‘More is more and less is a bore’. In diesem Sinne: Nur Mut!”

Last but not least: Wie lauten die ‚Drei goldenen Moderegeln‘ von Carola Nahnsen?

Carola Nahnsen: „Erstens: Alles Dunkle tritt optisch zurück; alles Helle tritt hervor. Wer das berücksichtigt, kann wunderbar kaschieren und betonen. Zweitens: Ziehe jeden Tag Kleidung an, die dich glücklich macht – auch das schicke Kleid, welches bislang nur für besondere Anlässe getragen wurde, lässt sich bestimmt alltagstauglich stylen. Drittens: Lerne, im eigenen Kleiderschrank zu shoppen – es schlummern sicher ganz viele ungeahnte Kombinationen in ihm. Viertens: Wenn du dich traust, sichtbar zu sein, gibst du anderen Frauen automatisch auch die Erlaubnis dazu. Wir alle profitieren von zufriedenen, selbstsicheren Frauen, die sich in ihrer Mode und ihrer Haut wohlfühlen!“

Mehr zu Carola Nahnsen erfahrt Ihr über https://carola-nahnsen.de.

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Titelbild: PR