Pflaster, die unter die Haut gehen: Hydrokolloid- und Microneedle-Patches
Statt die gesamte Gesichtshaut mit potenten Wirkstoffen zu fluten, um ein einziges Problem zu lösen, suchen wir nach gezielten Lösungen. Eine smarte Lösung: Skincare-Patches. Kleine, aber wirkungsstarke Helfer, die genau dort ansetzen, wo sie gebraucht werden. Doch was unterscheidet die viralen Hydrokolloid-Dots von den Microneedle-Patches? Und wann sind sie wirklich die bessere Wahl im Vergleich zu Seren oder Cremes? Ein Deep Dive in eine Pflegekategorie, die mehr ist als nur ein Trend.
Zwei Methoden, ein Ziel: Makellose Haut
Das Hydrokolloid-Patch ist der Klassiker, dessen Wirkweise ursprünglich aus der medizinischen Wundversorgung stammt. Hydrokolloid ist ein feuchtigkeitsabsorbierendes Material, das ein optimales Heilungsmilieu schafft. Auf einen Pickel geklebt, entfaltet es seine Wirkung: Es zieht Flüssigkeit, Talg und Eiter aus dem Unreinheitsherd an die Oberfläche, ohne die umliegende Haut auszutrocknen. Gleichzeitig bildet das Patch eine physische Barriere, die vor Bakterien und dem unbewussten Zupfen oder Drücken schützt – einer der Hauptgründe für Narbenbildung und Entzündungen. Viele moderne Hydrokolloid-Pflaster sind zusätzlich mit beruhigenden oder klärenden Wirkstoffen wie Salicylsäure, Teebaumöl oder Centella Asiatica angereichert, um den Heilungsprozess zu beschleunigen. Sie eignen sich primär für oberflächliche, „reife“ Pusteln, bei denen bereits Eiter sichtbar ist.
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Microneedle-Patches repräsentieren die Speerspitze der transdermalen Wirkstoffabgabe. Ihre Oberfläche ist mit Hunderten winziger, selbstauflösender Nadeln besetzt. Diese „Nadeln“ bestehen aus verfestigten Wirkstoffen – zum Beispiel Hyaluronsäure, Vitamin C, Retinol oder Peptiden. Beim Aufkleben dringen sie schmerzfrei in die oberste Hautschicht (Stratum Corneum) ein und lösen sich dort innerhalb weniger Stunden auf. So werden die Inhaltsstoffe direkt in der Haut freigesetzt, viel tiefer, als es ein herkömmliches Serum je könnte. Dieser Mechanismus macht sie ideal für die Behandlung von unterirdischen, zystischen Pickeln im Frühstadium oder für die gezielte Versorgung von feinen Linien und Falten.
Microneedle-Patches sind absolut sicher
Der Begriff „Nadeln“ mag zunächst abschreckend klingen, doch es besteht kein Grund zur Sorge. Die Mikronadeln sind so konzipiert, dass sie nur die Hornschicht durchdringen, die aus abgestorbenebn Hautzellen besteht. Sie erreichen keine Nerven oder Blutgefäße, weshalb die Anwendung absolut schmerzfrei ist. Man spürt allenfalls ein leichtes Kribbeln oder Pieksen beim Andrücken.
Die Effektivität von Microneedle-Patches liegt in der überwundenen Hautbarriere. Viele wertvolle kosmetische Wirkstoffe haben Moleküle, die zu groß sind, um von allein tief genug einzudringen. Die Mikrokanäle, die durch die Nadeln entstehen, fungieren als Express-Lieferdienst. Die Sicherheit ist bei korrekter Anwendung hoch. Wichtig ist, die Patches nur auf gereinigter, trockener Haut anzuwenden. Auf offenen Wunden, stark entzündeter Akne oder bei bekannten Allergien gegen einen der Inhaltsstoffe haben sie nichts zu suchen. Eine leichte Rötung nach dem Entfernen ist normal und klingt schnell wieder ab.
Was können die Patches?
Die Anwendungsgebiete von Skincare-Patches gehen weit über das klassische Spot Treatment hinaus und decken mittlerweile auch Anti-Aging und Bodycare ab. Die Wahl des richtigen Patches hängt von der spezifischen Indikation ab.
Gezielte Akne-Behandlung: Dies ist die Paradedisziplin. Die Regel lautet: Hydrokolloid zieht raus, Microneedle bringt rein. Ein Pickel mit einem sichtbaren weißen Köpfchen (Pustel) ist ein Fall für ein Hydrokolloid-Patch. Es saugt den Inhalt auf und flacht die Entzündung ab. Ein schmerzhafter, unterirdischer Knoten (Papel), der sich gerade erst entwickelt, profitiert von einem Microneedle-Patch mit Wirkstoffen wie Salicylsäure. Die Inhaltsstoffe können die Entzündung bekämpfen, bevor sie die Oberfläche erreicht.
Falten und Pigmentflecken: Hier dominieren die Microneedle-Patches. Über Nacht auf die Zornesfalte, die Krähenfüße oder eine beginnende Nasolabialfalte geklebt, können sie die Haut mit Hyaluronsäure aufpolstern oder mit Retinol und Peptiden die Kollagenproduktion anregen. Das Ergebnis ist kein Ersatz für eine Injektion, aber eine effektive Ergänzung zur täglichen Pflegeroutine für einen sichtbar geglätteten und pralleren Teint am nächsten Morgen. Auch bei hartnäckigen post-inflammatorischen Hyperpigmentierungen (Pickelmalen) können Patches mit Niacinamid oder Vitamin C helfen, die Verfärbung gezielt aufzuhellen.
Bodycare: Unreinheiten beschränken sich nicht nur auf das Gesicht. Für Pickel am Rücken, an den Schultern oder auf dem Dekolleté gibt es mittlerweile großflächige Hydrokolloid-Sheets. Sie funktionieren nach demselben Prinzip und sind eine ausgezeichnete Möglichkeit, mehrere Unreinheiten gleichzeitig über Nacht zu behandeln, ohne Kleidung oder Bettwäsche mit Cremes zu verschmutzen.
Das richtige Patch für jedes Bedürfnis
Der Markt für Skincare-Patches wächst rasant. Um das passende Produkt zu finden, solltest du auf einige Kriterien achten:
- Inhaltsstoffe: Benötigst du ein reines Hydrokolloid-Patch zur Absorption oder ein medikiertes mit zusätzlichen Wirkstoffen? Bei Microneedle-Patches ist ein genauer Blick auf die INCI-Liste entscheidend: Sind die Wirkstoffe für dein Hautziel geeignet?
- Haftung und Unsichtbarkeit: Ein gutes Patch hat abgeschrägte Ränder („beveled edges“), die nahtlos mit der Haut verschmelzen. Das verbessert nicht nur die Haftung, sondern macht es auch nahezu unsichtbar – ideal, um es tagsüber unter dem Make-up zu tragen.
- Größe und Form: Viele Marken bieten verschiedene Größen in einer Packung an. Speziell geformte Patches für die Nase oder das Kinn können ebenfalls eine sinnvolle Ergänzung sein.
- Verpackung: Achte auf eine sterile Einzelverpackung, um die Hygiene zu gewährleisten und die Wirksamkeit der Inhaltsstoffe zu schützen.
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Titelbild: ©Pansit on Adobe Stock