Neuerung

Digital Labeling in der EU: Was der QR-Code auf Tiegel & Tube bald alles verrät

Mehr Transparenz, weniger Verpackungschaos – das neue Digital Labeling für Kosmetikprodukte kommt. Wir erklären dir, wie du den smarten Code für dich nutzt und informierte Entscheidungen für deine Haut triffst.

Wer kennt es nicht? Man steht vor dem Kosmetikregal, dreht und wendet das Produkt, versucht, die winzige Liste der Inhaltsstoffe zu entziffern und fragt sich: Was steckt hier wirklich drin? Ist es für meinen Hauttyp geeignet? Und woher kommen die Rohstoffe? Dieses Rätselraten hat bald ein Ende. Die Europäische Union läutet mit der Einführung des „Digital Labeling“ eine neue Ära der Produkttransparenz in der Beauty-Branche ein.

Der QR-Code zu mehr Transparenz

Im Rahmen des europäischen „Green Deal“ und der Überarbeitung der EU-Kosmetikverordnung wird das Digital Labeling schrittweise zur neuen Norm. Die Idee ist einfach: Statt Verpackungen mit mehrlagigen, kaum lesbaren Etiketten zu überfrachten, werden wesentliche Informationen digital zugänglich gemacht. Bestimmte, sicherheitsrelevante Angaben wie die INCI-Liste (Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe), die Chargennummer und das Mindesthaltbarkeitsdatum oder das Symbol für die Haltbarkeit nach dem Öffnen (PAO) bleiben weiterhin direkt auf dem Produkt aufgedruckt. Sie sind essenziell für die sichere Anwendung und müssen sofort ersichtlich sein.

Doch der QR-Code führt zu einer tieferen Informationsebene. Er wird auf eine spezielle, werbefreie Online-Plattform führen, auf der Hersteller detaillierte und standardisierte Produktdaten bereitstellen.

Step-by-Step in die digitale Zukunft

Die Umstellung erfolgt nicht über Nacht. Die Gesetzgebung befindet sich in der finalen Ausarbeitung, doch die Richtung ist klar. Man rechnet mit verbindlichen Regelungen, die in den kommenden Jahren schrittweise in Kraft treten. Für die Industrie bedeutet dies eine große Umstellung, die bereits jetzt in vollem Gange ist. Branchenverbände wie Cosmetics Europe arbeiten an der Entwicklung einheitlicher digitaler Plattformen, um ein konsistentes und nutzerfreundliches Erlebnis zu gewährleisten. Für dich bedeutet das: In den nächsten Jahren wirst du immer häufiger Produkte mit einem QR-Code im Regal finden. Es lohnt sich, schon jetzt die Augen offenzuhalten und die neuen Möglichkeiten zu entdecken, sobald sie verfügbar sind. Die Übergangsfristen werden großzügig bemessen sein, sodass Produkte mit alten und neuen Kennzeichnungen eine Zeit lang parallel existieren werden.

Diese Infos warten auf dich

Was genau verbirgt sich also hinter dem Scan? Die Möglichkeiten des Digital Labeling gehen weit über die reine Auflistung von Inhaltsstoffen hinaus. Ein besonders wichtiger Punkt ist die erweiterte Kennzeichnung von Duftstoffallergenen. Bisher mussten 24 als besonders relevant eingestufte Substanzen deklariert werden. Diese Liste wird nun auf über 80 Stoffe erweitert. Für Menschen mit empfindlicher Haut oder bekannten Allergien ist dies ein entscheidender Vorteil, da sie potenzielle Auslöser viel einfacher identifizieren können.

Zusätzlich können Hersteller über den digitalen Weg wertvolle Informationen teilen, die deine Kaufentscheidung beeinflussen und deine Anwendungsroutine verbessern können:

  • Anwendungstutorials: Kurze Videos oder Grafiken, die zeigen, wie das Produkt am besten aufgetragen wird – zum Beispiel die richtige Klopftechnik für eine Augencreme oder die optimale Einwirkzeit einer Maske.
  • Recycling-Hinweise: Eine detaillierte Anleitung, wie die Verpackung korrekt entsorgt wird. In welche Tonne gehört der Tiegel, der Deckel, der Umkarton?
  • Informationen zur Nachhaltigkeit: Woher stammen die Inhaltsstoffe? Wie engagiert sich die Marke für umweltfreundliche Produktionsprozesse oder soziale Projekte?
  • Erläuterungen zu Inhaltsstoffen: Statt kryptischer INCI-Namen findest du verständliche Erklärungen zur Funktion einzelner Wirkstoffe wie Hyaluronsäure, Niacinamid oder Retinol.

Vor- und Nachteile des QR-Codes

Das Digital Labeling bietet enorme Chancen. Die Transparenz wird massiv erhöht und du erhältst Tools an die Hand, um Produkte zu finden, die perfekt zu deinen Werten und den Bedürfnissen deiner Haut passen. Die Reduzierung von Verpackungsmaterial ist ein weiterer, wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Doch es gibt auch Aspekte, die man im Blick behalten sollte.

Die größte Herausforderung ist die digitale Kluft. Nicht jeder hat jederzeit ein Smartphone mit Internetzugang zur Hand, um im Geschäft einen Code zu scannen. Hier bleibt die Industrie in der Pflicht, die wichtigsten Sicherheitsinformationen weiterhin physisch auf dem Produkt zu belassen. Ein weiterer Punkt ist die Usability der digitalen Plattformen. Sie müssen klar strukturiert, schnell und barrierefrei sein, damit die Informationssuche nicht zur Geduldsprobe wird.

Auch das Thema Datenschutz spielt eine Rolle. Seriöse Anbieter werden sicherstellen, dass durch den Scan keine persönlichen Daten ohne Zustimmung getrackt werden. Es geht rein um die Bereitstellung von Produktinformationen.

Mehr Themen auf beautypunk.com

Der Hype um Kollagen-Drinks ist ungebrochen. Eine neue Welle an wissenschaftlichen Analysen trennt nun die Fakten von den Marketing-Märchen. Der AI-Skincheck verspricht eine detaillierte Analyse deines Hautzustands direkt auf dem Smartphone – von Falten über Unreinheiten bis hin zu Pigmentflecken. Diese schauen wir uns heute genauer an. Der Social-Media-Riese TikTok hat sich zu einem ernstzunehmenden Player im E-Commerce entwickelt. Insbesondere Beauty-Produkte erleben im TikTok-Shop einen beispiellosen Boom. Doch wie sicher sind die gehypten Seren, Cremes und Gadgets wirklich?

Titelbild: ©Harper Sunday on Pexels