asiatische junge frau im lila kleid

Die Mode im Wandel: Warum Trends jetzt tiefgründig sind

Corona hat die Welt verändert und gezeigt, wie verletzlich wir Menschen sind und wie kostbar das Gut eines friedlichen und gesunden Lebens auf dieser Erde ist. Dass eine Pandemie einen positiven Einfluss auf die Modeindustrie haben kann, ist fraglich – aber möglich!

Wenn Luxusmarken statt sündhaft teurer glamouröser Roben Mundschutz nähen lassen, ist der Ernst der Lage klar. Corona hat uns gezeigt, was Luxus wert ist: Nichts. Nichts, wenn man nicht das hat, was man am dringlichsten braucht. Im März war das in Deutschland – so banal das auch ist – Toilettenpapier. Covid-19 und dessen Folgen haben der ganzen Welt binnen weniger Wochen deutlich gemacht, worauf der Mensch – mehr oder minder leicht – verzichten kann und worauf eben nicht.

DAS ‚WIR‘ ZÄHLT

Sind die Grundbedürfnisse, die Grundrechte, das öffentliche Leben und das Entertainment eingeschränkt, kommen die Sinnfragen des Lebens schnell auf den Tisch. Es meldet sich das schlechte Gewissen, die Unsicherheit, ob der Weg, den man geht, denn auch wirklich der richtige ist. Wenn jeder an sich selbst denkt – ist damit wirklich an jeden gedacht? Oder stehlen wir uns mit diesem Denken nur aus der Verantwortung?

Ein winzig kleines Virus hat uns gezeigt, dass der Einzelne auf den Anderen, das Wir, angewiesen ist. Dass wir alle miteinander in Verbindung stehen: von China bis Heinsberg. Dass es völlig egal ist, ob Du alt oder jung, schwarz oder weiß, Europäer oder Amerikaner, Mann oder Frau oder Divers, reich oder arm, dick oder dünn, ob Du CEO oder Bettler bist – Du bist Teil des Ganzen. Wir haben gemerkt: Die Welt ist klein, sehr klein. So klein, dass uns bewusst wurde, dass jeder von uns Einfluss hat, ein Gewicht, eine Stimme, ein Handeln. Ist es nicht an der Zeit, all das für eine gute, bessere Zukunft im Sinne des Planeten und der Menschheit einzusetzen? Wenn nicht jetzt, wann denn bitte dann?!

IM MODEZIRKUS ZIEHT DIE ERNSTHAFTIGKEIT EIN

Diese Frage haben sich zum Glück bereits Menschen gestellt, die einen besonders hohen Einfluss haben. Deren Stimme Millionen andere hören und sich zum Vorbild nehmen. Menschen, deren Arbeit und künstlerisches Schaffen uns täglich begleitet: Die Rede ist von Modedesignern. Liest man die renommierten Modemagazine und Blogs, schaut online die Fashionshows an und stellt gezielte Fragen an Trendforscher, so wird deutlich: Im Modezirkus zieht die Ernsthaftigkeit ein.

Nicht Arbeitsbedingungen und Lieferketten werden hinterfragt, überprüft und optimiert – die Mode selbst wird neu gedacht. In den kommenden Saisons heißt es nicht „Olive“ oder „Mauve“, „Oversize“ oder „A-Silhouette“ oder „mal wieder die Fifties oder besser die Seventies“. Etwas Neues muss her, aber bitte mit Sinn und Verstand. Die Mode soll, nein, sie muss mehr sein als Schein. Welche Trends kommen – und nicht mehr gehen? Et voilà…

DIVERSITÄT

Die Zeiten, als ausschließlich abgemagerte, nahezu ausdruckslose Models aus Osteuropa über die internationalen Laufstege liefen, sind vorbei. Endgültig. Die großen und führenden Modelabels setzen auf Diversität. Bedeutet: Frauen jeder Hautfarbe, jeder Ethnie, jeden Alters und jeder Körperform präsentieren Designermode auf den Catwalks in New York, Mailand, London und Paris. Endlich werden all die Frauen, die die Mode kaufen, auf den Modenschauen repräsentiert. Ob Best Ager, Transgender, nicht binär, Plus Size oder mit körperlicher Behinderung – wir können uns künftig auf Schönheit in all ihren Facetten freuen.

 

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FRAUEN EMPOWERN

Die Rolle der Frau hat sich in den letzten Jahren wenig verändert. Was sich allerdings durch #metoo, Frauenquote, Tamponsteuer und Selbstliebe-Trend gewaltig zum Positiven gewandelt hat, sind Selbstverständnis und Selbstbild der Frau. Das Heimchen am Herd? Gerne, wenn es ihre freie Entscheidung ist. Die Karrierefrau ohne Mann, aber mit Kind? Machbar! Für die moderne Frau, die sich nicht durch eine Stereotype verkörpern lässt, braucht es Mode, die die Bedürfnisse in den Fokus stellt, sie erfüllt und Frau dabei gut aussehen lässt.

 

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Wer könnte da mehr Empathie aufbringen als weibliche Designer kleiner Independent-Labels, die in ähnlichen Lebenssituationen stecken? Es geht längst nicht mehr um die männliche Definition von Sexyness oder darum, was primär dem Mann am Outfit der Frau gefällt. Die Sicht auf Fashion für Frauen wandelt sich. Das ist auch der Grund, warum Push-up-BHs immer seltener verkauft werden, dafür aber Soft-BHs immer mehr.

NACHHALTIGKEIT

Ab sofort heißt es: Weniger ist mehr. Mit viel Bling-Bling und maßlos überteuerten Fashionshows fällt aktuell nur noch Protzprinz Philipp Plein auf. Viele Designer, darunter besonders Newcomer, zeigen sich auf Social Media-Plattformen – allen voran Instagram –, um Aufmerksamkeit zu generieren. Das spart Kosten und ist in der Corona-Zeit sehr praktikabel, um mit Käuferinnen ohne physischen Kontakt zu kommunizieren. Wer’s super macht, ist Influencerin Anine Bing. Sie präsentiert wöchentlich fünf neue Basic-Pieces, die sich prima miteinander kombinieren lassen. Andere Marken investieren in nachhaltige Linien und minimalistische Slow Fashion.

 

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GESCHLECHTSLOS

Unisex kennen wir schon aus den Achtzigerjahren. So richtig durchgesetzt hat sich der Trend der einen Klamotte für zwei Geschlechter aber nie. Das soll sich nun ändern, wenn es z. B. nach einigen skandinavischen Labels geht. Die bekannte Modemarke Acne Studios setzt bei einigen Stücken der Kollektion auf Looks für Männer, Frauen und das dritte Geschlecht. Um den Trend moderner und spannender zu machen, heißt „Unisex“ nun „Genderfree“ und kommt mit bewährten Modeklassikern wie Jeans, Trenchcoats, weißen T-Shirts und Feinripp-Slips daher. Auch in der Beautywelt ist der Trend 2020 angekommen: Parfums sind immer öfter Genderfree und aufgrund von Duftnoten keinem Geschlecht zuzuordnen. Der aktuelle CK Duft „Everyone“ gilt als neuer Kultduft.

 

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FEEL GOOD-FASHION

Bewusster Konsum statt immer mehr für weniger Geld: Das ist 2020. Faire Produktion, gute Arbeitsbedingungen und Ressourcenschonung stehen ganz oben auf der Prioritätenliste der Modekonzerne. Denn Shoppen soll nicht nur Spaß machen, sondern auch fast schon zur guten Tat werden. Damit nicht nur das Klima, sondern auch die Karma-Bilanz stimmt, müssen sich die Designer etwas einfallen lassen – wegkommen von schnelllebigen Trends, die nur eine Saison der Hit sind. Weg vom Billig-Shirt in Wegwerfqualität hin zum Wohlfühl-Look, zum langlebigen Lieblingsteil. Es wird für die Kunden ab 30 immer wichtiger, sich in der Mode gut zu fühlen, als nur gut auszusehen. Eins ist jedenfalls sicher: Krisen als Chance zu sehen, ist wohl das Beste, das man tun kann.

 

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