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The Power of Gossip: Warum Klatsch so wichtig ist

Der Begriff „Klatsch und Tratsch“ wird allgemein abwertend verwendet. Die gelangweilte Hausfrau, die nach Skandalen in der Nachbarschaft sucht, reißerische Promi-Blätter beim Arzt und die Kollegen, die über nicht Anwesende lästern: Aber ist der Klatsch wirklich so schlecht wie sein Ruf?

KLATSCH IST SO ETWAS WIE DER SOZIALE KITT

Der englische Primatenforscher und Psychologe Robin Dunbar erklärte: „Klatsch- und Tratsch-Kommunikation dient der Pflege von Gemeinschaft: Der überwiegende Teil des täglichen Gesprächsaufkommens eines Menschen handelt von zwischenmenschlichen Belangen echter oder vermeintlicher Gruppenmitglieder, ist also ‚Klatsch und Tratsch‘“. Das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen: Wir alle tratschen also täglich und ja, liebe Männer auch ihr! Dass Klatsch und Tratsch trotzdem eher Frauen zugeschrieben wird, hat meiner Meinung nach mit dem erhöhten weiblichen Grundinteresse an Geheimnissen zu tun und ja, auch mit dem Vergleichszwang. Befeuert durch die Mode- und Beauty-Industrie, die stündlich Klatschthemen zu Fashion-Fails und OP-Fehlschlägen liefern. Aber das grundsätzliche Bedürfnis nach einem oberflächlichen Austausch von Informationen über unsere Mitmenschen wohnt uns allen inne. Es wurde quasi parallel zur Entwicklung der Sprache ausgebildet, so erklärt Dunbar weiter. Man könnte also sagen: Solange wir sprechen, tratschen wir auch. Tratsch ist so etwas wie ein sozialer Kleber in der Gesellschaft, denn ihr kennt es bestimmt auch: Kaum etwas schweißt so zusammen wie eine kleine, gemeinsame Klatschrunde.

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©drante/iStock

DIE INDUSTRIE DER KLATSCH-BLÄTTER: EINE SPARTE FÜR SICH

Dass man das Bedürfnis nach Tratsch auch zu Geld machen kann, haben nicht zuletzt die sogenannten Klatschblätter erkannt. Nicht umsonst gehören Magazine wie Intouch und People seit Jahren zu den Bestsellern. Das wäre wohl kaum so, wenn sie keiner lesen würde und ich bezweifle stark, dass alle Leser aus bildungsfernen Schichten kommen. Denn das wird dem Klatsch ja auch gerne unterstellt: Er ist etwas für die kleinen Leute, die Einfältigen und Niveaulosen. Das ist meiner Meinung nach genau der gleiche Quatsch wie die Meinung, dass Menschen, die sich für Mode interessieren, oberflächlich sind. Allerdings: Die Headlines und abstrus konstruierten Stories in den Magazinen und auch TV-Formaten bergen schon oft ihre ganz eigene Komik. Wenn ich allerdings lese: „Megazoff bei Harry und Meghan“ oder „Krater-Landschaft auf J.LOs Oberschenkel“, weiß ich, dass das ungefähr den gleichen Wahrheitsgehalt hat wie Bill Clintons Aussage „I did not have sexual relations with Monica Lewinksy“. Warum konsumiert man das also? Klatsch spült den Kopf frei, schiebt die Verantwortung für eine kurze Zeit weg und befreit von der Pflicht, immer tiefschürfend und intelligent zu sein. Denn manchmal möchte man einfach nur auf der Couch lümmeln, über die x-te vermeintliche Hollywood-Trennung lesen und sich eine Tafel Schokolade in den Mund schieben, bevor man in den Alltag zurückkehrt. Und alleine dafür hat Klatsch seine Daseinsberechtigung!

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Besonders Hausfrauen wird ja gerne Klatsch und Tratsch unterstellt. Gleichzeitig hat nicht jede Frau ein Faible für Haushalt, Putzen und Co. Gibt es so etwas wie ein „Hausfrauen-Gen“? Besonders beim Mädelsabend lässt sich Gossip hervorragend austauschen, aber wenn es nach einigen Stimmen im Netz geht, sollte der Begriff Mädelsabend abgeschafft werden! Die Liebe zu Klatsch und Tratsch wird nicht gerade als Tugend angesehen. Aber welche Verhaltensregeln gelten heutzutage eigentlich allgemein noch?

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